Von einem, der auszog, eine Clubtour zu organisieren
oder oder wie kommt man vom Hunsrück an den Ledro-See?

von Rudi Przybylski, Sonthofen
www.motorradrudi.info

Zu den Roadbooks Tag 1
Tag 2

1. Die Vorgeschichte Es fing damit an, dass wir am Nachmittag vom Wintersport zurückkamen und auf dem Riedbergpass mein Handy klingelte. Werner wollte wissen, ob ich die Telefonnummer vom Markushof in Auer hätte. "Ich glaub schon, die hab ich zu Hause." Also habe ich ihn dann zurückgerufen und ihm die Nummer gegeben. "Wofür brauchst Du die eigentlich?". "Ja, weißt du, Wolfgang hat angerufen und gesagt, dass sie für die Hunsrück-Tour des Clubs keine Unterkunft gefunden hätten, und er hat gefragt, ob nicht beim Markushof noch etwas frei wäre?"!? Äh? Der Markushof? Der liegt doch gar nicht im Hunsrück, sondern in Südtirol! Hab ich da in der Geographie nicht aufgepasst, oder wie hab ich das zu verstehen? Egal!

Da beim Markushof nichts frei war (übrigens sind dort die Hotelzimmer auch recht teuer!), dachte ich mir, im Internet müsste sich doch was finden lassen. Also habe ich verschiedene Seiten durchsucht und insgesamt ca. 30 e-mails versandt. Inhalt etwa so: "Wir möchten mit einer Motorradgruppe von ca. 20-25 Personen vom 30.05. - 02.06.02 bei Ihnen übernachten. Haben Sie noch Zimmer frei und wenn ja, welche Kosten entstehen?" Diese Anfrage schickte ich also nach Auer, Kaltern, Tramin und andere Orte im südlichen Teil von Südtirol, ebenso - man weiß ja nie - zum Gardasee und Umgebung, sowie auch (Test, Test, Test ...!) in den Hunsrück. Jede Menge Absagen kamen (Problem Größe der Gruppe) aber auch einige Zusagen. Von den sechs Anfragen Richtung Hunsrück kamen übrigens drei Zusagen! Von den anderen Zusagen machte das Hotel Cima D'Oro am Ledro-See den besten Eindruck. Also entschloss man sich im Club das Ziel Hunsrück fallen zu lassen und zum Ledro-See zu fahren. Somit hatte ich die Torte im Gesicht! Na ja, was soll's, ich mach's ja gerne!

2. Die Vorbereitungen Wer will mit? Zunächst 15 Personen, ergab bei drei Pärchen und neun Einzelfahrern drei Doppelzimmer und drei Dreibettzimmer. Dann kam Petra und wollte auch noch mit. Also per e-mail Anfrage ob ja? Ja! Preis 38 € - ooops! Ein paar Tage später konnte ich dann per e-mail den Preis doch auf 30 € senken.

Dann kam Alex per SMS "Hy Rudi Du kannst ein Doppelzimmer für Bea & mich bestellen! Bitte um Antwort! Gruß Alex!" Wir sprachen dann noch am Handy miteinander "Du kannst ja das Zimmer gleich vor Ort buchen, Du bist doch unten - oder?" "Nein Alex, auf Grund des schlechten Wetter im Süden bin ich nicht zum Ledro-See sondern in den Schwarzwald und die Vogesen gefahren. Im Moment bin ich gerade in den Vogesen auf der Höhe von Colmar." "Kommst Du auch nach Luxemburg?" "Äh? Alex, was soll ich denn in Luxemburg? Weißt Du wo die Vogesen sind? Weißt Du wo Luxemburg liegt? Also!" "Dann bring mir doch bitte französische Euro-Münzen mit, ich sammle die." "Gut, schaun wir mal".

Die nächste Änderung kam dann gleich nach meiner Rückkehr. Jockl rief an und sagte, dass sich sein Moped in Kaltern das Kopfsteinpflaster genauer betrachten wollte und dabei Schaden genommen hätte. Er könne also leider nicht mitfahren. Nun gut, Al und Brösel angerufen: "Jockl ist ausgefallen, seit Ihr auch mit einem Doppelzimmer (Preis 28 € statt 25 € pro Person) einverstanden?" "Ja, geht in Ordnung." Okay, neue e-mail, wir kommen leider nur noch mit 17 Personen. Dann kam Bernd Busse (unser Feuerwehrmann aus dem Bergischen Land) und teilte enttäuscht mit, dass er aus persönlichen Gründen ebenfalls nicht mit könne (die Gründe hat er mir erläutert - kann man leider nichts machen!). Zum gleichen Zeitpunkt fiel dann auch noch Thomas Fradl aus (ebenfalls aus nachvollziehbaren Gründen). Also erneute e-mail "Wir sind leider nur noch 15!" (oder so ähnlich). Zwischenzeitlich stellte ich mir die Frage: "Wo soll es denn eigentlich lang gehen?"

Nach den Erfahrungen in den Dolomiten (1998) und dem Schwarzwald (2000) war klar, Streckenlänge nicht mehr als 250 - 300 km, eine Mischung aus Heizerstrecken, Bummelstrecken mit herrlichen Ausblicken, möglichst wenig Verkehr und vor allem vielen Kurven und dann kann eigentlich nichts schief gehen.

Im Buch "Die schönsten Routen in Südtirol und im Trentino" (Route Nr. 9) war eine recht reizvolle Runde abgebildet die man in die nähere Auswahl nehmen konnte. Über den Monte Bondone nach Mezzolombardo, von dort über Molveno nach Tione und den Idro-See um schließlich über Gagnano, Tignale und Limone wieder zurückzukehren - okay! Kleine individuelle Abweichungen, die die Strecke noch schöner machen und die 1. Runde stand in etwa. Da neben dem Monte Bondone eigentlich auch der Monte Baldo Pflicht am Gardasee ist und auch der Fugazze möglichst nicht fehlen sollte, suchte ich mir anhand der Karte und meinen vorhandenen Ortskenntnissen grob eine zweite Runde aus, die es nur noch galt genau abzufahren und vor allem kilometermäßig festzuhalten.

Nach Pfingsten habe ich dann ein paar Tage frei genommen, um die Touren vor Ort auszuarbeiten. Zunächst ging es - wie immer an Pfingsten - nach Auer in der Nähe vom Kalterer See, zum Campingplatz beim Markushof (siehe "Die Vorgeschichte"). Die Hinfahrt wollte ich bereits nutzen um ein Roadbook für die Anreise zur Clubtour zu erstellen. Über das Hahntennjoch, das Timmelsjoch und den Gampenpass sollte es zum Ledro-See gehen. Anruf von Werner "Du, das Hahntennjoch ist noch geschlossen!" Okay, dann also kein Roadbook! Als ich dann später in Weißenbach ankam, war dort das Hahntennjoch als "offen" gekennzeichnet. Also, doch diese Strecke! Hätte ich das Roadbook doch erstellen können - oder? Weiter über Imst ins Ötztal. Timmelsjoch geschlossen - Mist! Nun ja, dann eben über das Kühtai und den Brenner.

Die nächsten zwei Tage waren wir dann wieder in der weiteren Umgebung von Auer unterwegs. Während die anderen dann am Montag wieder gen Heimat fuhren, setzte ich mich Richtung Ledro-See in Bewegung. Die Touren so ungefähr im Kopf fuhr ich dann kurz nach Mittag in Molina di Ledro los um eine der beiden Strecken abzufahren. Zuvor hatte ich mir noch das Hotel und ein Zimmer angeschaut und war ganz zufrieden. Das Zelt war auf dem Campingplatz aufgebaut (normalerweise schlage ich mein Zelt "wild" auf, wenn ich alleine unterwegs bin, aber was tut man nicht alles für den Club) und so ging es los. Um halb acht war ich dann zurück und hatte die erste Tour "im Kasten". Am Dienstag war dann die zweite Route an der Reihe. Auch hier wieder, wie am Vortrag, an jedem Ortsschild anhalten, Leerlauf rein, Handschuhe aus, Kilometerstand und genaue Ortsbezeichnung notieren, Handschuhe an, Gang rein, weiter. An jedem weiteren Ortsschild, an jeder Abzweigung, wieder das gleiche. Auch hier war am Abend wieder alles "im Kasten", obwohl ich einen Teil der Strecke noch ändern musste, da die ursprüngliche Planung selbst mir zu klein erschien (das will was heißen!). Die Umgehung von Rovereto über Moietta war allerdings nicht zu vermeiden, oder wir hätten mit der großen Gruppe mitten durch das Verkehrsgewimmel gemusst! Eins war mir allerdings klar: "Wolfgang wird den Weg über Moietta nicht mögen!!!" Am Donnerstag dann wieder zurück nach Hause, da ich am Freitag nach Chemnitz wollte (fester Termin, zweimal im Jahr!). Vom Levico-See, wo ich bei Klaus und Conny auf dem Camping-Platz war, ging es dann in aller Herrgottsfrühe (06.15 Uhr) Richtung Ledro-See.

Das "Glück" dieses Tages, begann bereits beim Verlassen des Campingplatzes. An der Schranke konnte ich ja noch vorbeifahren, dann versperrte mir aber ein großes eisernes Tor den Weg. Ich überlegte schon, wie ich da vorbeikommen könnte, als es sich auch schon - Gott sei Dank - automatisch öffnete. Am Hotel am Ledro-See angekommen, dort sollte ja das Roadbook der Rückfahrt beginnen, zog ich erst mal die Regenkombi an! Na ja, dann viel Spaß! Bereits der erste Pass, der Croce Domini, war gesperrt, aber zum Glück nicht versperrt! Durchfahrt ohne weiteres möglich. Den nächsten Pass, den Vivione, habe ich dann aufgrund des tollen Wetters erst gar nicht versucht (war auch richtig, da ich später an der nördlichen Zufahrt das Schild "ciuso" - geschlossen - sah). In Edolo sollte es dann nach rechts zum Gavia-Pass gehen. Geschlossen! Okay, Roadbook vergessen! Weiter über den Aprica-Pass nach Tirano und dann über den Umbrail-Pass. Zum Glück war der dann geöffnet, obwohl oben noch recht viel Schnee lag. Kurz vor dem Reschenpass konnte ich dann endlich die Regenkombi ausziehen um weiter gen Heimat zu fahren. Der obligatorische Tankstopp in Samnaun, die Piller-Höhe und dann das Hahntennjoch. Leider habe ich unten das Schild im Vorbeifahren nicht vollständig gelesen. Das Hahntennjoch war leider an diesem Donnerstag bis 19 Uhr gesperrt. Nachdem ich die Passhöhe überwunden und die anschließenden Kurvenkombinationen hinter mir hatte, versperrte mir eine Barriere die Weiterfahrt nach Bschlabs! Scheiße! (auf gut deutsch gesagt) Also wieder umkehren und über den Fernpass nach hause.

Gerade wollte ich am Freitag die Wohnung verlassen, da rief Alex an "Du, leider ist Bea krank geworden, kannst Du noch was ändern?" "Nee, Alex, im Moment nicht, ich bin gerade dabei nach Chemnitz zu fahren, wir sprechen am Sonntag noch mal darüber" "Es hat sich noch ein weiteres Pärchen angemeldet. Die haben bereits eine Zusage bekommen. Weißt Du übrigens, dass der Eduard einen Arbeitsunfall hatte? Der kann wahrscheinlich auch nicht mitkommen!" "Toll! Klär das ab, wir sprechen am Sonntag wieder darüber. Ich fahr jetzt nach Chemnitz!" Sonntag Abend stellte sich dann raus, das Eduard mitfahren konnte, aber eben Beate nicht. Okay! Also wieder ein e-mail (die wievielte war das eigentlich schon?) zum Hotel geschickt "Leider gibt es schon wieder eine Änderung ........." Am Montag war noch keine Antwort da. Also noch mal das ganze! Am Dienstag, wieder keine Antwort. Anruf von Alex "Ist alles klar?" "Nein leider nicht, keine Antwort bisher, vielleicht kommt ja noch was." Also dritte e-mail geschickt. Alex hat dann, nachdem ich ihm die Telefonnummer gegeben hatte, selbst dort angerufen und in Erfahrung gebracht, dass sie Probleme mit ihrem Computer hätten und keine e-mails lesen könnten. Es ginge aber mit der Änderung in Ordnung. Also gut, Gesamtzahl dann also 16, äh 18 (einschließlich der beiden Mondens, die mit dem Wohnmobil bereits unten waren).

Zu Hause am Computer, dann noch die beiden Roadbooks erstellt und vervielfältigt, die Hinfahrt grob als Roadbook notiert und schon konnte es losgehen.

Aber halt! "Am Mittwoch und Donnerstag die beiden schweren Dolomiten-Etappen des Giro D'Italia" Oh, böse Falle! Wo fahren die denn her, und wo geht es am Freitag (unser 1. Tag am Ledro-See) hin? Internet-Suche zunächst wenig erfolgreich: Am Donnerstag Zielort Folgario (nordöstlich von Rovereto). Freitag von Rovereto nach Brescia. Mist, ganz böse Falle! Wo fahren die her??? Mäggi angerufen: "Versuch Du doch mal was rauszufinden, ich war bisher noch nicht ganz erfolgreich!" Erneut selbst gesucht. Schließlich wurde ich fündig (Mäggi später dann auch - zumindest teilweise) und musste mit Schreck feststellen, das die genau an unserem Hotel vorbeifuhren (von Rovereto über Riva del Garda) um dann nach Süden zum Idro-See zu schwenken. Beide Touren, die ich geplant hatte, führten auf Teilstrecken der Giro-Etappe entlang!!! Wann starten die denn? Nach langem Suchen auch das herausbekommen: Start 11.30 Uhr. Nun gut, dann also zuerst die Runde über den Fugazze und den Monte Baldo, da wir auf der anderen Runde genau dann an den Idro-See kommen würden, wenn dort die Radfahrer unterwegs wären!

3. Die Durchführung Abfahrt beim Clubheim geplant für 30.05.02, 09.00 Uhr.

Nachdem alle startklar waren, konnte es losgehen.

Laut Roadbook "Sonthofen - Hindelang - Oberjoch - Tannheimer Tal - Weißenbach - Stanzach - Hahntennjoch - Imst - Pitztal - Wenns - Pillerhöhe - Prutz - Reschenpass usw." Leider waren einige mit dieser Streckenführung überhaupt nicht einverstanden! Jedenfalls standen wir mit 6 Motorrädern an der Zufahrt zum Pitztal und warteten auf die andern. Nur, da kam keiner! Wolfgang angerufen: "Wo bleibt Ihr denn?" Tja, wie das so ist, wenn man im Roadbook "Reschenpass" liest und die Ausschilderung nach rechts zum Reschenpass zeigt, man biegt halt ab, obwohl es geradeaus zum Pitztal geht (das eigentlich nächste Zwischenziel). Treffpunkt also an der letzten Tankstelle vor dem Reschenpass. Der Höhenweg von Schluderns nach Schlanders (wer kannte den vorher - außer Remo und Werner?) war dann kurz vor Schlanders versperrt. Eine Baustelle machte die Weiterfahrt unmöglich. Moped umdrehen und wieder zurück, so hatte ich es zumindest vor. Aber der Mensch denkt, und Wolfgang lenkt (oder so ähnlich). Er war schon auf dem Weg noch links oben - soweit ich das beurteilen konnte, ging es dort sicherlich nicht weiter! Das war dann auch so! Also wieder umdrehen und einen anderen Weg suchen. Petra sagte, dass man ihr unten eine Umgehungsmöglichkeit gezeigt hätte. Also gut - versuchen. Pech! Asphalt zu Ende! Was tun? Ein steiler, nicht asphaltierter Weg führte nach unten - egal - we do it! Nach ca. 50 Metern war wieder Asphalt da und es konnte weitergehen. Also mehrfach gehupt, in der Hoffnung die anderen würden das hören. Petra kam und ein paar andere. Ich fuhr also weiter nach unten in der Erwartung, das die anderen auch alle kommen würden - Irrtum! Wo eine Pan-European herfährt, fahren noch lange nicht alle anderen Mopeds her! Also warten, warten, warten ... Keiner kommt! Kein Handy klingelt! Keiner kommt! Okay, selbst versuchen, die anderen zu erreichen - keiner meldet sich, keiner spricht mit mir! Auch gut - weiter zur nächsten Kneipe und dort erneut versuchen, die anderen zu erreichen. Karin konnte dann Kontakt herstellen und wir erfuhren, das die anderen bereits etliche Kilometer weiter Richtung Meran gefahren waren. Also doch nicht in die Kneipe, sondern den anderen hinterher und die Kolonne wieder zusammengeführt.

Nachdem wir durch das zweimalige Auseinanderfallen der Gruppe, sowie das Warten auf den Rest, sehr viel Zeit verloren hatten, kamen wir erst spät am Ziel an. Zimmer mit Beschlag belegen, duschen, umziehen, Abendessen. Beim Abendessen habe ich dann noch allen das Roadbook für den nächsten Tag ausgehändigt um jedem die Gelegenheit zu geben, sich ungefähr über die vorgeschlagene Route zu orientieren. Wer will kann morgen mitfahren, wer nicht, macht sich halt einen schönen Tag. Alle wollten mit!

Freitag, 31.05.02, Abfahrt 09.00 Uhr, pünktlich ging es los. Schnell war die Hauptroute Richtung Rovereto hinter uns und wir konnten Richtung Ronzo-Chienis die freien Straßen des Monte-Bondone-Bergrückens genießen. Dann der Weg Richtung Moietta. Klein und Kehrenreich windet sich die Straße den Berg hinauf. Nach Moietta ging es wieder, jetzt deutlich breiter, bergab. Plötzlich fehlte mir der Rest der Gruppe!? Anhalten, schöne Aussicht genießen, warten, warten, warten. Keiner kommt. Also umkehren. Weiter oben standen alle bei der Pause und äußerten sich sehr positiv über die bisherige Strecke (insbesondere bei dem Weg nach Moietta hatte ich das gar nicht erwartet - dann kann ja nichts mehr schief gehen). Okay Leute, wenn wir dann gleich unten am Stoppschild nach links auf die Hauptstrecke abbiegen (Richtung Vicenza) ist freies fahren bis zum Fugazze - 25 km!!!

Hauptstrecke erreicht, links abgebogen, Gaaaaaaaaaaaaaas!!!! Stopp, du könntest noch ein paar Fotos von den anderen machen. Also, kurz anhalten, Fotoapparat raus und kurz warten. Fotos gemacht (eins davon siehe nächste Seite), alles verstaut, Helm auf, Motor an und wieder Gaaaaaaaaaaaaaas!!!! Einen nach dem anderen konnte ich überholen. Eine Maschine, zunächst wusste ich gar nicht wer das war, hängte sich an mich dran und wir jagten gemeinsam die tolle Strecke hinauf. An einer kleinen Baustellenampel auch die Spitze erreicht und weiter ging es. Nachdem er sich mein Motorrad lange genug von hinten angeschaut hatte, überholte mich Klaus - er war es also, der hinter mir herfuhr. Er war zwar nicht viel schneller als ich, aber eben doch schneller. Werner zog dann auch vorbei, klar. Oben dann Mittagspause. Nachdem diese, wie üblich, wieder über 1 Stunde gedauert hatte (kann man bei einer so großen Gruppe halt nicht ändern und man will ja eigentlich auch nicht hetzen, obwohl noch einige Kilometer vor einem liegen) ging es wieder bergab. Auf kleinen bis mittleren und zunächst auch unebenen Straßen ging es nach Westen. Zwar wurden die Straßen bald wieder besser, aber leider war auch immer wieder Dreck, Splitt oder anderes auf der Straße, häufig in den Kurven, so dass man teilweise sehr vorsichtig und voll konzentriert fahren musste. Als ich eine Woche vorher die Strecke abgefahren hatte, war sie deutlich sauberer! Nachdem wir diesen Abschnitt hinter uns gebracht und die steile Abfahrt ins Tal absolviert hatten, fuhr ein Teil der Gruppe direkt zurück zum Hotel, da ihnen die Strecke bis hier hin doch zu stressig war und sich außerdem für 18.00 Uhr die "Thunder in Paradise" aus Oberstaufen zum Besuch angekündigt hatten. Der Rest fuhr dann mit mir über Avio noch auf den Monte Baldo und konnte auf der Bocca di Navene den schönen Blick auf den Garda-See genießen. Nach einer Cappuccino-Pause ging es die 25 Kilometer lange, landschaftlich wunderschöne Abfahrt hinunter nach Mori. Dort traf uns wieder voll der Verkehr von Rovereto nach Riva del Garda! Gegen 18.15 Uhr kamen wir dann schließlich auch beim Hotel an.

Samstag, 01.06.02, 09.00 Uhr: wieder ging es pünktlich los, diesmal aber mit kleinerer Meute, da einige nach den Erfahrungen des Vortages doch einen "gemütlichen Tag" (der war dann am Abend auch ca. 200 Kilometer lang!) einlegen wollten. Der Hinweis von mir: Dann fahrt wenigsten noch die Strecke vom Idro-See nach Gagnano am Garda-See - die ist einfach toll!!!

Also machten wir anderen uns auf den Weg nach Norden. In Arco bogen wir gleich ins Gebiet vom Monte Bondone ab und bekamen gleich einen Eindruck von den Strapazen, die die Fahrer des Giro D'Italia zwei Tage vorher über sich ergehen lassen mussten. Auf ca. 12 Kilometer Länge 1100 Höhenmeter zu überwinden ist schon sehr kräftezehrend, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Für uns war es da schon "ein wenig" einfacher. Oben auf dem Monte Bondone Cappuccino-Pause und dann die 42 Kehren hinunter nach Trento (siehe Foto), dann weiter nach Mezzolombardo. Der anschließende Weg nach Fai hinauf wäre etwas für unsere Knieschleifer-Fraktion gewesen! Auf 9 Kilometern eine breite, gut ausgebaute Straße mit weitläufigen Kehren und anderen gut einsehbaren Kurven - auf geht's! Weiter über Molveno, Stenico und Tione kamen wir zum Idro-See. Von dort zügig auf die Pass-Höhe und noch einen, wenige Kilometer langen, Abzweig nach links (landschaftlich sehr schön!) und schon konnte es entlang des Stausees Richtung Garda-See weitergehen. Um es noch einmal klar zu sagen: Diese Strecke (ca. 11 Kilometer lang) weist die schönsten Wechselkurven auf die ich kenne! Und ich kenne wirklich sehr viele Strecken! Von links nach rechts und wieder nach links fährt man und fährt man und meint "das hört ja nie auf!" Einfach ein Traum! Am Gardasee kurz nach Norden ging es wieder den Berg hinauf nach Tignale, Cappuccino-Pause. Über Tremosine und Limone trafen wir dann gegen 18.00 Uhr (schließlich hatten wir uns an diesem Tag wirklich Zeit gelassen) wieder beim Hotel ein. Ein schöner Tag!

Sonntag, 02.06.02, 09.00 Uhr, Rückfahrt "Wo geht's denn lang?" "Also, zunächst wieder über Molveno nach Fondo, dann über den Mendelpass und von Bozen die Höhenstraße über Mölten und Haflings nach Meran, Timmelsjoch, Hahntennjoch, Sonthofen." Keine Proteste, los geht's. Bis Fondo und die Auffahrt zum Mendelpass ging alles problemlos. Dann aber war plötzlich ein dicker, großer Bus mit Landshuter Kennzeichen talwärts unterwegs. Soweit ich weiß ist der Mendelpass für Busse gesperrt! War aber leider nicht zu ändern. Bei jeder der engen Kehren musste er erst mal den Gegenverkehr durchlassen um dann die volle Breite der Straße zu nutzen. Bei einigen Kehren setzte er dann hinten stark auf und schrappte mit dem Bus über den Asphalt - toll, der Besitzer wird sich gefreut haben! An ein Überholen war in diesem Bereich nicht zu denken, also langsam, langsam, gaaaanz laaaaaangsam hinterher. Bei einer kleinen Parkbucht hatte ich dann "die Schnauze voll" und sagte STOPP! Pause! Warten bis der Bus weg ist! Ich will hier runter fahren und nicht laufen! Wolfgang, Remo und Brösel fuhren aber doch weiter und warteten dann unten auf uns. Die Fahrt über das Timmelsjoch und weiter verlief dann ohne Probleme. Halt! Harald wollte mich beinahe erschlagen, weil ich mich nach dem Tankstopp erdreistete zum Aufbruch zu drängen. Letztlich ging es dann doch weiter. In Sonthofen sind dann alle heil (mehr oder weniger - siehe Martina) eingetroffen.

Randnotiz: Noch ein Hinweis für Al und Brösel: Die Strecke über Mölten und Haflings ist 34 km lang, der direkte Weg nach Meran 17 km. Der "Umweg" beträgt somit stolze 17 km und dauerte also - wohlwollend geschätzt - maximal 30 Minuten länger als im Tal. Oben war es aber sicher deutlich kühler und schöner!

Abschließend ist sicher festzustellen, dass es wohl allen viel Spaß gemacht hat - mir auch! Das die Strecken sehr schön waren, wird mir hoffentlich jeder bestätigen. Für den ein oder anderen vielleicht etwas zu lang, aber es bestand ja die Möglichkeit "abzukürzen" und jeder konnte sich vorher über die geplante Strecke anhand des Roadbooks informieren und für sich selbst die Entscheidung treffen ob er mit will oder nicht.

Sicherlich habe ich mir sehr viel Arbeit gemacht - in manchen Dingen bin ich eben Perfektionist. Aber es hat Freude gemacht.

Fazit: SCHÖN WAR'S!!!!

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