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Verpackungen: Schön und praktisch

Alles Banane

Den ersten Kontakt mit einem Produkt hat der Kunde über dessen Verpackung. Unter ökologischen Gesichtspunkten ein Übel, stellt die Verpackung doch ein wichtiges Mittel im harten Kampf um den investitionswilligen Kunden dar. Nicht selten entscheidet bei scheinbar gleichwertigen Produkten letztendlich deren Verpackung.

Filmschachtel

Filmschachtel: Eine solche Verpackung ist für den
Vollton-(Schmuck-)Farbdruck prädestiniert.
Die Falzkanten der Deckseiten wurden versetzt,
um die Dicke der Pappe auszugleichen.

Das Streben der Verpackungskünstler und -techniker richtet sich deshalb stark auf den Doppelnutzen einer Verpackung aus: einerseits soll sie ein kaufanimierendes Design tragen, andererseits dem Produkt optimalen Schutz gewährleisten sowie leicht und platzsparend dem Käufer nahe gebracht werden (das Vorbild der Verpackungskünstler, das allen genannten Anforderungen gerecht wird, ist in der Natur zu finden: die Banane). Schon allein die Verpackungsverordnung hat Auswüchse bei der Kundentäuschung eingeschränkt. War früher oft weniger Ware als Luft oder Polstermittel verpackt, so schrumpften die Umhüllungen teilweise um die Hälfte ihres Volumens bei gleichem Wareninhalt.

Auch bei der Wahl des Verpackungsmaterials fand ein Umdenken statt. An Stelle von Plastik, Styropor oder Schaumstoff findet immer mehr das am einfachsten zu recycelnde Material Verwendung: Pappe. Pappe ist sowohl für die Verpackungstechniker als auch für die -designer ein dankbares Medium: Die einen können durch die leichte Handhabbarkeit beim Schneiden, Stanzen oder Falzen und durch Einsatz der raffiniertesten Falzmuster fast unbegrenzte Formen erzeugen, die anderen können ihrer Kreativität durch die leichte Bedruckbarkeit freien Lauf lassen.

Durch den Einsatz des Computers im Packungsdesign wachsen auch hier -- wie schon in vielen anderen Gestalterszenen -- verschiedene Anforderungen näher zusammen. Der Designer muß sich auch zunehmend um die Machbarkeit einer Verpackung kümmern.

Nach der eigentlichen Entwurfsphase, in der meist nur eine Vorderseite der Verpackung entsteht, muß schon beim Erstellen eines Dummys auf die spätere Produktion Rücksicht genommen werden. Denn viele Bereiche, wie beispielsweise Klebezonen, dürfen nicht bedruckt werden. Trickreiche Falztechniken ermöglichen es oft, auf diese Klebestellen gänzlich zu verzichten. Statt dessen erhält die gesamte Verpackung nur durch stärkende Doppelwände und durch das Ineinanderstecken ihrer Enden die nötige Festigkeit. Für die Produktion wirkt es sich auf jeden Fall kostengünstig aus, auf reine Faltschachteln zu setzen. Ein enger Kontakt zum späteren Kartonhersteller, der mit seiner Erfahrung manchen Tip geben kann, sollte schon während der Entwurfsphase aufgebaut werden.

Mit dem Dummy zum Kunden

Der Dummy selbst wird dem Kunden zur Abnahme präsentiert. Drei dieser Dummy-Muster haben wir auf den folgenden Seiten für Sie abgedruckt (nur im gedruckten Artikel). Es handelt sich um eine leicht verkleinerte (Abdruck auf die DIN-A4-Größe dieses Heftes), achteckige Pralinenschachtel, eine Standard-Kleinbild-Filmschachtel, bei der wir das unverwechselbare CI (Corporate Identity) einer bekannten Firma entliehen haben -- nicht jedoch deren Namen -- und eine Kissenpackung für ein Spielzeugauto. Die abgedruckten Verpackungen sollen vor allem den Anstoß zum „Selbst aktiv werden" geben. Am Ende des Artikels werden einige weitergehende Literaturquellen zum Thema „Verpackung und Design" aufgelistet. Auch derjenige wird hier fündig, der nur mal eben aus Freude an der Gestaltung oder für ein Geschenk eine Verpackung selbst herstellen will. Leider ist die Zahl der in deutsch verfügbaren Titel sehr klein.

Der vom Kunden akzeptierte Entwurf wird reprotechnisch fortentwickelt. Verpackungen, deren Design auch Bilder beinhalten, müssen für den späteren Vierfarbdruck vorbereitet werden. Beachtenswert ist die Tatsache, das Verpackungen meist in einer Rasterweite belichtet werden, die einem hochwertigen Kunstdruck entsprechen (80er Raster bzw. 200 lpi (lines per inch). Daran angepaßt sind natürlich auch die Scanauflösungen der Bilder. Schnell hat hier die Dateimenge zweistellige MByte-Größen erreicht. Mit einem leistungsschwachen Rechner ohne entsprechende Softwareausrüstung ist also auch hier wie überall im Profibereich nichts zu machen.

Viele Verpackungen kommen ohne Bilder oder mit wenigen Farben aus. Sie werden dann mit HKS- oder Pantone-Schmuckfarben gedruckt, die ein größeres Farbspektrum wiedergeben können und über größere Leuchtkraft verfügen als der Vierfarbendruck. Auch für unsere Beispiel-Filmschachtel müßte der Entwurf auf den späteren Schmuckfarbendruck vorbereitet sein, für den Abdruck in "layout" wurde jedoch ebenfalls der Aufbau in den Skalenfarben gewählt.

Effektfarben für besonders edles Design

Ein oder zwei Sonderfarben, wie Metallic- oder Goldeffektfarben, sind im Verpackungsdesign ein gerne verwendetes Stilmittel. Sie können als Zusatzfarbe sowohl im Vierfarben- als auch im Schmuckfarbendruck eingesetzt werden, bei der Belichtung ist ein separater Film anzulegen. Unsere Beispiel-Filmschachtel findet sich heute im Handel auch als goldprangende Variante. Zudem hat hier der Hersteller die Goldstreifen noch geprägt, d. h., sie sind erhaben.

Während der Überarbeitung des Entwurfs sollte man auch gleich von der Möglichkeit in CorelDraw Gebrauch machen, das Design sinnvoll in Ebenen (Layer) zu zerlegen. Also Schrift auf eine andere Ebene als Bilder, Farbelemente oder Barcodes, die jeweils eine eigene Ebene belegen (Diese Barcodes sollten vom Auftraggeber geliefert werden, aber es gibt eine ganze Reihe von Windows-Programmen -- auch als Shareware --, die hier gute Hilfe leisten können.). Ebenso auf eine separate Ebene sollten alle Schnitt-, Falz- und Perforationslinien aufgebracht werden. Diese Ebene wird in CorelDraw 4 und 5 vor der späteren Filmbelichtung als nicht druckbar deklariert, denn sie soll nicht ausgegeben werden und auch nicht ausgespart erscheinen. Unsere abgedruckten Dummys kommen zur Verdeutlichung natürlich nicht ohne aus.

Gebraucht wird die Ebene mit den Schnitt-, Falz- und Perforationslinien trotzdem noch in Filmform: Er dient dem Kartonhersteller als Grundlage für die Erstellung eines Stanzfilmes. In der Regel wird der Kartonhersteller noch kleine Standkorrekturen vornehmen müssen. So muß ja beispielsweise die Kartondicke bei der Falzung berücksichtigt werden (siehe auch Film- und Kissenschachtel).

Diese Korrekturen müssen noch in das Design einfließen, bevor es an die Druckfilmbelichtung geht. Aufgrund der immensen Datenmenge wird man beim Transport in das Belichtungsstudio um die Verwendung geeigneter Datenträger wie Wechselplatte oder Datenbänder nicht herumkommen. Ist eine SCS-Schnittstelle im Rechner installiert, sind viele Studios in der Lage, geeignete Geräte auszuleihen.

Jeder Designer wird irgendwann einmal mit Verpackungdesign in Berührung kommen, zumal es recht wenige spezialisierte Fachleute gibt. Es lohnt sich, die dafür nötigen Grundkenntnisse aufzubauen, denn auch in den letzten Jahren ist der Markt für diese Branche trotz -- oder gerade wegen -- gesetzlicher Beschränkungen stetig gewachsen. Auf eine Verpackung aber, die dem Vorbild Banane gleichkommt, wird man aber noch lange warten müssen.

Literaturquellen "Verpackung und Design":

  • Verpackungen gestalten und herstellen; novum-Praxis, Bruckmann München. Umschläge, Falttaschen, Faltschachteln, Aufsteller und Displays. (Urteil: klein und billig, für den angehenden Verpackungsdesigner und für Hobbykünstler)
  • The Packaging Designer´s Book of Patterns; 500 Schnitt- und Falzmuster, 480 Seiten, über 500 Abbildungen.
  • Verpackungen aus Vollpappe; 70 Seiten mit 75 Abbildungen DIN-A4.

Ideenbücher (Auswahl):

  • NOAH V -- Das JCA Annual des Packungsdesigns; 1000 Abbildungen mit den neuesten Trends aus 24 Ländern.
  • International Brand Packaging Awards; 160 Gewinner des ersten internationalen Wettbewerbs für Verpackungsdesign.
  • Great Package Design; Internationales Packungsdesign, kategorisiert.
  • Package Design & Graphics; Funktionalität bei herausragendem Design.
  • Shopping Bag Design; Innovative Gestaltung von Papier- und Plastik-Tragetaschen.

(Diese Auswahl wurde dem "Vera Kopp Katalog 1994" entnommen.)

Artikel erschienen in der Zeitschrift "layout", Ausgabe 1/95
© 1995 Joachim Flügel --
© 1995 VEDA-Verlag, Tel.: 0 53 83/80 45

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