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Künstliches aus dem Rechner

Stellen Sie sich vor: Sie können nicht malen oder zeichnen, haben von Farbzusammenstellung und Malstilen kein Ahnung -- und zaubern doch die schönsten Gemälde aus dem Computer. Gemälde, die von reproduzierten Kunstwerken (fast) nicht zu unterscheiden sind. Das einzige, was Sie beherrschen müssen, ist der Umgang mit der Maus und mit dem Programm Painter.

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Als Painter -- vom Hersteller als Natural Media Software vorgestellt -- vor über drei Jahren auf den Markt kam, war das Programm eine Sensation. Bis dahin hat man jedem Design ange-sehen, daß sie mit Computerhilfe entstanden sind. Nun auf einmal mußte man vorsichtig sein und sich Fragen, ob es von einer gedruckten Gemäldereproduktion auch wirklich ein Original gibt. Denn das eben kann es bei Painter auch in Zukunft nicht geben -- ein Original. Man malt ja statt auf der Leinwand oder auf dem Skizzenblock "auf dem Monitor" und erstellt statt einem nach Farbe riechenden Bild eine nicht greifbare, sterile Computerdatei.

Mittlerweile haben diverse Programme Painters natürlich anmutende Pinselformen imitiert -- Corels Photopaint zum Beispiel, dessen fünfte und noch mehr sechste Version mit etlichen künstlichen Werkzeugen ausgestattet ist. Aber die Per-fektion, mit der Painter ans kunstbildende Werk geht, ist bei weitem unerreicht. Beispielsweise läßt sich sogar die Zeit einstellen, wie schnell die Farbe eines Werkzeuges austrocknet und damit der Malstrich ausläuft. Vollkommen allein steht Painter, wenn es darum geht, ein Foto in ein Gemälde zu verwandeln (zu klonen). Am nahesten kommt noch ein weiterer Programm-Nachahmer der Painter-Technik: Fauve Matisse. Auch alle automatischen Filter, ob nun von Kai’s Power Tools, Galerie Effekts von Adobe oder ähnlichen, müssen passen, wenn es darum geht, täuschend echte Kunstimitate herzustellen.

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Painter -- gerade in der neuen Version 3.1 in deutsch vorgestellt -- in trockenen Worten innerhalb eines Artikels zu beschreiben, scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein. Es ist kein Programm mit mehr Einstelloptionen zum Anpassen der Werkzeuge bekannt. Am besten können da schon Painters vielfältige Bildschirmpaletten die Möglichkeiten dieses phänomenalen Programms beschreiben oder eben Ergebnisse, die mit Painter erzielt werden können (siehe Aufmacherbilder). Keines der Bilder wurde in einer mehr als einstündigen Malsession erstellt! In der Bildschirmkopie (leider nur im abgedruckten Artikel, dafür können Sie aber hier gleich zu den Web-Seiten von Fractal Design wechseln) sind weitere Painter-Machwerke zusehen, die sich auf der dem Programm beiliegenden CD-ROM befinden.

Zum besseren Verständnis läßt sich Fractals Software in einem Satz vielleicht so erklären: Painter ist ein Programm, das auf einer natürlich anmutenden Untergrundstruktur (Leinwand o.ä.) unter Zuhilfenahme verschiedenster Malwerkzeuge und verschiedenster Farben und -eigenschaften Bilder erstellt, die durch Simulation der Oberflächeneigenschaften der verwendeten Materialien (z.B. Farbauftrag, Pinselstrich, Lichtreflexion) von handgemalten und dann reproduzierten Kunstwerken kaum zu unterscheiden sind.

Aber damit nicht genug: Durch umfangreiche Retuschewerkzeuge hat Painter nun auch in der Elektronischen Bildverarbeitung ein Wörtchen mitzureden. Daneben ist es aber auch perfekt auf die Zusammenarbeit mit Adobes PhotoShop 3.0 getrimmt worden, akzeptiert es doch dessen Dateiformat inklusive Ebenenoptionen. Diese Ebenenfunktionen werden bei Painter Schwebbereiche benannt, die auch wieder zu PhotoShop zurückgewandelt werden können. In Painter lassen sich viele Filtersammlungen wie Kai’s Power Tools verwenden, um die bereits mitgelieferten zu ergänzen.

Gute Dienste kann man auch bei Erstellung von Strukturen erwarten: Damit lassen sich entweder Strukturen, z. B. für Multimedia-Anwendungen oder Collagenhintergründe erstellen, oder Bilder nachträglich mit neuen Oberflächen aufpeppen. Das sich Painter dabei mit Optionen nicht zurückhält, versteht sich: Angefangen von der Stärke der Struktur über den Glanz lassen sich auch Licht- und Schatteneffekte einstellen. Diese Lichteffekte sind auch auf Pinselstriche anwendbar, die dann dreidimensional erscheinen. Liegt während des Klonens eines Bildes noch das Original im Speicher, kann das Kontrastverhältnis auf die Kopie eingerechnet werden. Ergebnis ist wiederum ein verstärkter 3D-Effekt der aufgetragenen Farbe.

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Bei der Erstellung eines neuen Bildes kommt den Strukturen eine weitere Funktion zu: Wie in der Realität wird je nach Malwerkzeug auf rauen Strukturen mal mehr, mal weniger Farbe aufgetragen. Gerade bei Bleistift- oder Kohlezeichnungen werden hierbei täuschend echte Malstriche erzeugt, zumal sich der Farbauftrag bei mehrmaligem Drüberzeichnen erhöht. In anderen Malstilen lassen sich Feuchtigkeit der Farbe einstellen, die das Anlöschen bzw. Verwischen der bereits aufgetragenen Farbe beeinflussen. In Verbindung mit einem saugenden Papier sind somit die Voraussetzungen für Aquarellzeichnungen geschaffen. Dabei kann die Farbe die charakteristischen Farbkonzentrationen am Malstrichrand nachahmen.

Bereits in Version 3.0 groß herausgestellt wurde eine Spezialität Painters: das „Schlauch"-Werkzeug. Dabei handelt es sich um eine Art Bildschwall, das sich aus dem Zeichenweg der Maus oder des Zeichenstiftes des Grafiktabletts ergießt. Dieser Schwall kann aus gemalten oder fotografierten, selbsterstellten oder mitgelieferten Bildern bestehen, die – wie sollte es anders sein – in vielfältigster Weise auf das Papier „fließen" können. Unter anderem können diese Strahl-Elemente mit dem Schlagschattenfilter kombiniert werden, um dreidimensional erscheinende, fotorealistische Hintergründe zu erzeugen. Mit diesem Schlagschattenfilter lassen sich auch die gerade topaktuellen Schrifteffekte erzielen, die dem Benutzer in PhotoPaint oder sogar in PhotoShop einige Klickarbeit und Ebenentrickserei mit der Maus abverlangen.

Für Multimedia- und Video-Produzenten interessant ist das Programm, da Sie die vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten auch auf Computerfilme (Quicktime- oder eigenes Filmformat) anwenden können. Dabei betrachtet Painter jeden Film als Stapel vieler Frames. Die Menge der gleichzeitig anzeigbaren Frames wird über die Einstellung sogenannter Zwiebelhautschichten gesteuert.

Allein die letztgenannte Wortwahl läßt die sehr unkonventionelle Art deutlich werden, wie die Programmierer von Fractal Design an ihr Werk gingen. Es war ja auch kein Software-Vorbild existent, das nachzueifern galt. Sogar in der Gestaltung der Oberfläche hebt es sich erfreulich von anderen, „trocken" gestilten Windows-Grafikprogrammen ab. Fractal Design hat mit Painter -- auch im Versuch, nicht zu enthusiastisch zu klingen -- über Jahre einen Standard in der Sparte „Freie Computergrafik" gesetzt. Auch in Sachen Verpackung hat Fractals Painter außergewöhnliches zu bieten: Die Vollversion des Programmes kommt in einem blechernen Farbeimer zum zukünftigen Computerzeichenvirtuosen.

Und damit bei soviel Licht auch etwas Schatten in die Story kommt: Versuchen Sie nicht, Painter auf einem Rechner zu nutzen, der nicht über mindestens 16 MByte Arbeitsspeicher verfügt und dessen Herz langsamer als ein ordentlich hoch getackteter Pentium ist (zum Einstieg geht’s natürlich auch mit etwas weniger – aber nur etwas). Verwenden Sie keine Grafikkarte, die nicht beschleunigt ist und mindestens 1024 mal 768 Punkte bei 64000 Farben darstellen kann. Versuchen Sie -- nachdem der Painter-Virus Sie infiziert hat -- irgendwo günstig ein Grafiktablett mit druckempfindlichem Stift (da reicht aber beispielsweise schon das Artpad von Wacom) zu ergattern, ihr sonst vom Maus-hin-und-her-Geschiebe geschwächtes Handgelenk wird es Ihnen danken. Haben Sie sich so einen Stift besorgt, können Sie bei Painter das Zeichenpapier für die Dauer der Zeichensession beliebig drehen, um der natürlichen Handgelenkhaltung und dem persönlichen Malstil entgegenzukommen.

Painter existiert übrigens auch als vollkommen identische Version für die Macintosh-Welt. Kürzlich wurde auf der Messe Macworld in Frankfurt die neue Version 4.0 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wird diese Variante ebenfalls wieder auch für Windows (vielleicht bereits angepaßt an Win95, unter dem bereits die jetzige Fassung problemlos läuft) erhältlich sein. Bis hiervon jedoch die deutsche Ausgabe die Kundschaft erreicht, dürfte es einige Monate dauern, zumal noch nicht einmal die englische Originalversion ausgeliefert wird. Als oberflächliche Neuerung war auf der Messe-Präsentation nur eine Mosaik-Zeichenfunktion auszumachen.

Artikel erschienen in der Zeitschrift "layout", Ausgabe 6/95
© 1995 Joachim Flügel --
© 1995 VEDA-Verlag, Tel.: 0 53 83/80 45

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